Hochwassergefahr – unabwendbar? J 01/7.07
Die Gefahr von Hochwasser wird in Zukunft weiter ansteigen, sowohl was Häufigkeit als auch Intensität anbelangt. Die Klimaerwärmung wird allgemein dafür verantwortlich gemacht.
Bisher wurden entlang von Flüssen, die eine Hochwassergefährdung aufweisen, Dämme errichtet, um insbesondere bewohnte Gebiete dahinter zu schützen. Wie sich gezeigt hat, reichen diese Maßnahmen nicht aus. Die Jahrhundert-Hochwässer kommen immer häufiger und verheerender. Die dabei entstehenden Schäden – sowohl versichert, als auch volkswirtschaftlich - sind enorm. Das Leid der Betroffenen und die Vernichtung von Existenzen kann nicht mit einem Achselzucken abgetan werden.
Das Problem des Hochwassers entsteht nicht erst an Flüssen, die mit Deichen versehen sind, sondern bereits an den vielen kleinen Zuflüssen, die ihr Wasser an die großen Fließgewässer abgeben und bei der Ableitung von Regenwasser von befestigten Flächen.
Als eine wirkungsvolle Maßnahme wird die Errichtung von Dämmen zur Schaffung von Regenrückhaltemulden an möglichst allen kleinen Fließgewässern im Hinterland empfohlen. Je mehr desto besser. An jedem kleinen Tal. Die Kosten dafür sind minimal im Vergleich zu den Hochwasserdämmen großer Flussläufe und der Beseitigung von Hochwasserschäden nach einem Dammbruch. Die Kosten für Notmaßnahmen zur Abwendung von Deichbrüchen, Noteinsätze der Hilfsdienste usw. sind ebenfalls enorm und müssen in einem Kostenvergleich mit einbezogen werden.
Der Ablauf dieser Regenrückhaltemulden kann etwa das Doppelte des Trockenwetterabflusses durchlassen. Danach staut sich das Wasser bis zur Dammkrone bzw. einem kontrollierten Überlauf. Bis diese Regenrückhaltungen gefüllt sind, vergeht einige Zeit. Somit kommt nicht der gesamte Wasserschwall auf einmal, sondern in abgeschwächter Weise erst geraume Zeit nach der sonst erfolgten Hochwasserspitze.
Die Regenrückhaltungen lassen das Wasser allmählich und kontrolliert abfließen. Die Wassermenge, die insgesamt abfließen muss, bleibt dieselbe. Die Gefahr eines Dammbruches ist weitaus geringer als bei den Hochwasserdämmen entlang von Flüssen, da stehendes Wasser nicht so aggressiv wirkt wie fließendes Wasser. Der Eingriff in Natur und Landschaft ist relativ gering. Die Fläche hinter den Hochwasserdämmen kann als Senke gestaltet und landwirtschaftlich genützt werden. Nach einem Hochwasserereignis wird der Landwirt ggf. entschädigt.
Die Regenrückhaltungen können so gestaltet werden, dass ein kleines Restgewässer stehen bleibt. Wenn die bestehenden Verdolungen vieler kleinerer Zuflüsse wieder geöffnet werden, kann sich das Wasser bei Regen ausbreiten. Außerdem entwickelt sich die ökologische Vielfalt, das Leben im und am Wasser wieder. Die Öffnung von Verdolungen kann mit den vorgenannten Maßnahmen kombiniert werden. Somit findet nur ein geringer Eingriff in landwirtschaftliche Flächen statt; Siedlungsbereiche bleiben weitgehend verschont.
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